Tag 4: Ausflug nach Nikko

Nikko ist mit hoher Dichte an Kulturgütern seit 1999 durch die UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt:
Dieses besteht aus drei wichtigen religiösen Komplexen:
• Nikko Toshogu Schrein - berühmt als Grabstätte von Tokugawa Ieyasu, dem ersten Shogun der Edo-Zeit
• Nikkozan Rinnoji Tempel - ursprünglich im 8. Jahrhundert vom buddhistischen Mönch Shodo Shonin gegründet
• Nikko Futarasan Schrein - ebenfalls von Shodo Shonin im Jahr 782 n.Chr. gegründet
Die Stätte umfasst 9 Nationale Schätze Japans und 94 Wichtige Kulturgüter. Nikko war bereits im 8. Jahrhundert ein heiliger Ort und entwickelte sich zu einem spirituellen Zentrum, besonders nachdem das Mausoleum des ersten Tokugawa-Shoguns hierher verlegt wurde.
Genau dieses Grab Tokugawa Ieyasu besuchten wir heute. Die gesamte Anlege des Toshogu Schreins strahlt eine märchenhafte Energie aus. Steile Treppen führen zum Areal, zum Grab selbst steigt man weitere 207 Stufen hinauf. Alles war heute in leichten Nebel getaucht und machte unseren Besuch noch geheimnisvoller.


In diesem Schrein spielen viele Tiere eine Rolle: es gibt hier die drei Affen (nach der indischen Weisheit: nichts hören, nichts sehen, nichts sagen), die schlafende Katze und die wachen Vögel.


Eine magische Ausstrahlung hatte das Grab von Tokugawa Ieyasu, insbesondere wenn man sich seine Geschichte in Erinnerung ruft:
Tokugawa Ieyasu gilt als eine der bedeutendsten und einflussreichsten Persönlichkeiten der japanischen Geschichte. Seine außergewöhnliche Bedeutung liegt in seiner Rolle als Friedensstifter und Staatsorganisator, der Japan nach einem Jahrhundert der Kriege einte und stabilisierte.
Die drei großen Reichseiniger
Ieyasu war der dritte der “Drei Großen Reichseiniger Japans” neben Oda Nobunaga und Toyotomi Hideyoshi. Während seine Vorgänger das Land militärisch eroberten, schuf Ieyasu das dauerhafte Fundament für Frieden und Stabilität. Nach seinem Sieg in der Schlacht von Sekigahara 1600 wurde er 1603 zum Shogun ernannt und begründete das Tokugawa-Shogunat.
Langanhaltender Frieden und Stabilität
Seine größte Leistung war die Schaffung einer 265 Jahre andauernden Friedensepoche (1603-1868). Die Edo-Zeit gilt als die friedlichste und wohlhabendste Zeit in der langen Geschichte Japans. In der Weltgeschichte ist dies ein seltenes Beispiel dafür, dass ein Land so lange nicht in Kriege oder bewaffnete Konflikte verwickelt war.
Wichtigste Einflüsse auf Menschen und Land
Politische Reformen:
• Verlegung der Hauptstadt von Kyoto nach Edo (heute Tokyo)
• Einführung des Bakuhan-Systems mit präzise abgestuften Belohnungen und Strafen
• Kontrolle der Daimyo durch das Sankin-Kotai-System (abwechselnder Aufenthalt in Edo und auf den Lehen)
Gesellschaftliche Ordnung:
• Etablierung des Vier-Stände-Systems (Shinokosho): Krieger (shi), Bauern (no), Handwerker (ko) und Kaufleute (sho)
• Erhebung der Krieger zur absoluten Führungselite
• Strenge Klassifizierung der Daimyo in Loyalitätsgruppen
Wirtschaftliche Entwicklung:
• Der Frieden ermöglichte großen Fortschritt in Wirtschaft und Kultur
• Edo entwickelte sich von einem unbedeutenden Fischerdorf zu einer blühenden Großstadt
• Aufbau von Infrastruktur durch die Daimyo anstelle von Armeen
Kulturelle Blüte:
• Fortsetzung traditioneller Kunstformen wie Noh-Theater und Teezeremonie
• Entwicklung einer neuen Massenkultur in den Städten
• Der kulturelle Einfluss der Edo-Zeit ist noch im modernen Japan sichtbar
Außenpolitik:
• Einführung der Abschottungspolitik (Sakoku) ab den 1630er Jahren
• Schutz vor ausländischen Einflüssen für über 200 Jahre
Ieyasus System war so effektiv, dass es Japan bis zur Meiji-Restauration 1868 regierte und die Grundlagen für das moderne Japan schuf. Seine Fähigkeit, nach Jahrhunderten des Krieges dauerhaften Frieden zu etablieren, macht ihn zu einer der wichtigsten Figuren nicht nur der japanischen, sondern der Weltgeschichte.
Möge der Geist des Tokugawa Ieyasu wieder Einzug halten in die Kreise, die in Verantwortung für die Weltpolitik stehen: dies ist im Wortsinne not-wendig!
