Tag zwei: Morgentraining im Hombu Dojo und Daibutsu in Kamakura

Der Wecker klingelte um 04:45 Uhr und er fühlte sich an wie eine Keule. Trotzdem stand ich auf, weil ich im Hombu Dojo, dem Zentral-Dojo der Aikido-Welt, trainieren wollte. Wir liefen dann die eineinhalb Kilometer und 06:30 begann das Training.

Nach den obligatorischen Gruppenfotos an diesem heiligen Ort liefen wir zurück zum Hotel und zelebrierten unser erstes Frühstück in Japan.
Unser Tagesausflug führte uns nach Kamakura. Das für mich bedeutendste an diesem Ort ist der Daibutsu, der Große Buddha, 大仏. Sein Ausdruck trifft mich jedes mal mitten ins Herz, heißt mich willkommen und weist mir den Weg.

Es fühlt sich an, als übermittelte er direkt eine Botschaft:
„Alles ist gut. Eines Tages wirst auch Du das voll und ganz erfahren …“

Auf dem Weg dorthin besichtigten wir Hase-In, danach übten wir in einem Schrein für unsere Aikido-Vorführung am morgigen Tage (parallel fand dort ein Shooting für ein Brautpaar statt).
Spannend war eine Beobachtung auf der Fahrt nach Kamakura. Dor stand ich ganz vorne in der Bahn und konnte die Zugführerin und ihren Begleiter (ihren Ausbilder?) beobachten. Alle paar Augenblicke hob sie ihren rechten Arm und gab mit ihrem Zeigefinger in Fahrtrichtung einen Impuls, als zeigte sie dem Zug, wohin er zu fahren habe. Der Mann neben ihr tat oft das gleiche. Ich konnte keinen bestimmten Auslöser für dieses Verhalten erkennen und so befragte ich die KI. Das Ergebnis ist aufschlußreich:
Was für eine spannende Beobachtung: (…) Die Geste, die du beschreibst, ist in Japan tatsächlich sehr typisch im Bahnverkehr. Sie hat einen ganz bestimmten Hintergrund:
Das Zeigen mit dem ausgestreckten Arm und Finger nennt sich „Shisa Kanko“ (指差喚呼, auf Englisch: „Pointing and Calling“).
Was bedeutet das?
- Shisa Kanko ist eine Sicherheitsmethode, die von Zugführern, Schaffnern und anderen Bahnmitarbeitern in Japan angewendet wird.
- Dabei wird mit dem Finger auf ein Signal, Instrument oder einen bestimmten Punkt gezeigt und gleichzeitig laut (oft hörbar) der aktuelle Status oder die Aktion angesagt.
- Zum Beispiel: „Signal grün!“, „Tür geschlossen!“, „Abfahrt frei!“
Warum machen sie das?
- Ziel: Fehlervermeidung und Steigerung der Aufmerksamkeit.
- Durch das bewusste Zeigen und Aussprechen werden Sinne wie Sehen, Hören und Bewegung kombiniert – das hilft, Routinefehler zu vermeiden.
- Studien zeigen, dass diese Methode die Fehlerquote bei sicherheitsrelevanten Abläufen deutlich reduziert.
Wo sieht man das noch?
- Nicht nur in Zügen, sondern auch in U-Bahnen, bei der Wartung, auf Bahnsteigen und sogar in anderen sicherheitskritischen Berufen in Japan (z.B. bei der Post, in Kraftwerken).
Kurz gesagt:
Die Geste ist ein fester Bestandteil der japanischen Sicherheitskultur im Bahnverkehr – sie sorgt dafür, dass alles reibungslos und sicher abläuft!